Die Dresdner Sonnenmission
Im Spätsommer 2018 startete die NASA-Sonde Parker Solar Probe zu einer historischen Mission: Ihr Ziel ist es, der Sonne so nah zu kommen wie niemals zuvor. Fast zeitgleich begibt sich das Deutsche Hygiene-Museum auf eine Schwestermission, die sich der Sonne erstmals umfassend in einer großen Sonderausstellung nähert. Begleiten Sie uns an Bord und erfahren Sie mehr über die kulturelle Bedeutung, die wissenschaftlichen Erkenntnisse, die ungelösten Rätsel rund um den Stern, um den sich auf Erden alles dreht — und erfahren Sie dabei auch mehr über uns Menschen: Wie dachten die alten Kulturen aller Kontinente über die Sonne? Was kann die Solarwissenschaft heute gesichert über ihre Zusammensetzung sagen? Und welchen Einfluss hat sie auf unsere Gegenwart, unser Wohlbefinden und unser Alltagsleben?
Gleich eingangs der Ausstellung erwartet Sie eine raumgreifende Kunstinstallation, die vom Jahrhunderttraum der Raumfahrt inspiriert ist, die Sonne zu berühren. Von hier aus begeben Sie sich auf sieben "Umlaufbahnen", die die Sonne aus unterschiedlichen Perspektiven umkreisen – als Gottheit, Zeitgeberin und Symbol, als Leuchtkraft, Arznei und Energiequelle und natürlich als Stern im Zentrum unseres Universums.
Die Ausstellungsthemen reichen von altägyptischen Anbetungsritualen, Alchimie und Astrologie über Solarfarmen und Weltraumsonden bis hin zu Bikinis, Bomben und Klassikern der Popmusik. In jeder Abteilung können Sie an zusätzlichen Forschungsstationen die Faszination Sonne selbst ergründen und durch aktives Ausprobieren zu überraschenden Erkenntnissen gelangen. Here comes the sun!
Die Künstlerinnen und Künstler
Josef Albers, Martin Andersen, Silvia und Gerry Anderson, Isaac Asimov, Eugène Atget, Ingeborg Bachmann, Frédéric Auguste Bartholdi, Georges Bataille, Hans Sebald Beham, Oliver van den Berg, Joseph Beuys, Alice Boughton, Margaret Bourke-White, George Brecht, Barbara Breitenfellner, Burton Nitta (Michael Burton und Michiko Nitta), Tommaso Campanella, Thue Christiansen, Antonio Corradini, Harry Crosby, Hari Sadhan Dasgupta, Johann Melchior Dinglinger, Tommy Dorsey and His Sentimentalists, Albrecht Dürer, Charles und Ray Eames, Mona Eldaief, Ben Enwonwu, Richard Buckminster Fuller, André Gelpke, Hendrick Goltzius, Robert Gommlich, Aneta Grzeszykowska, Werner Herzog, Ho Rui An, Billie Holiday, Bodin Hon, Stephan Hüsch, Athanasius Kircher, Philipp Khabo Koepsell, Knut Kruppa, Alicja Kwade, Mike Leigh, Zoe Leonard, Ted Lewis, Leo Lionni, El Lissitzky, Herbert List, Jayne Loader, Colin Low, Auguste Lumière, Louis Lumière, Lydia Mall, Vitaly Mansky, Siobhán McDonald, Georges Méliès, Erich Mendelsohn, Elena Mitrofanova und Ivan Mitrofanov, Masaaki Miyazawa, Friedrich Wilhelm Murnau, Ikko Narahara, Trevor Nickolls, Friedrich Nietzsche, Jahane Noujaim, Pete Standing Alone, Otto Piene, Walid Raad, Kevin Rafferty, Pierce Rafferty, Man Ray, Miguel Rothschild, Susan Schuppli, Fazal Sheikh, Katharina Sieverding, Frank Sinatra, Sun Ra, Alphonse Swinehart, Marina Toeters, Panos Tsagaris, Wang Fu, Wladimir Wassiljew, Eyal Weizman, Dhukal Wirrpanda u.a.
Forschungsstationen
In jedem Ausstellungsbereich gibt es eine Forschungsstation, an der Kinder und Erwachsene Gelegenheit haben, den Mysterien der Sonne selbst auf den Grund zu gehen: Kreative können im Bereich »Sonne als Gottheit« einen Sonnengott mit einem Gefährt und speziellen Eigenschaften versehen oder sich in der Abteilung »Sonne als Symbol« kleiden wie der Sonnenkönig Louis XIV.
Zur Sonne als Leuchtkraft, als Arznei, als Energiequelle und als Stern kann an Versuchsmodellen getüftelt werden: Wie ist die Sonne in ihrem Kern beschaffen? Wo tut ihre Strahlung unserem Körper gut und wo schadet sie ihm? Welche Formen von Solarenergie gibt es und wieviel Energie verbraucht ein Haushalt?
Die sieben "Umlaufbahnen"
Always The Sun – Die Sonne als Gottheit
Die Allmacht der Sonne wurde und wird in vielen Kulturen und Religionen verehrt: Bei den alten Ägyptern, Babyloniern, Griechen, Persern und Römern, bei den Azteken und Maya in Südamerika, aber auch in unserer Zeit – etwa im Hinduismus, Buddhismus oder bei den australischen Aborigines. Mit welchen Bedürfnissen und Ängsten haben sich Menschen über die Jahrtausende an ihre Sonnengottheiten gewandt, welche Verwandtschaften und Unterschiede lassen sich dabei beobachten?
Waiting For The Sun – Die Sonne als Zeitgeberin
Die Sonne bietet den Menschen Orientierung in der Zeit. Tages- und Jahreszeiten sind durch ihr Erscheinen ebenso gegeben wie die "biologische Uhr", die das Schlafen und Wachen der Lebewesen taktet. Doch wie entstehen Tag und Nacht und die Jahreszeiten? Welchen Einfluss hat diese Leitfunktion auf die Evolution des Menschen und seiner Kultur bis hinein in unsere hochtechnisierte Gesellschaft?
Walking On Sunshine – Die Sonne als Symbol
Die Sonne symbolisiert kultur- und epochenübergreifend Ideale wie Freiheit, Ewigkeit, Erleuchtung, Schöpfungskraft, Gerechtigkeit und vor allem absolute Macht. Darin treffen so widersprüchliche Persönlichkeiten aufeinander wie der Sonnenkönig Ludwig XIV., der Diktator Adolf Hitler, der japanische Kaiser Hirohito, der Freiheitskämpfer Mahatma Gandhi oder die Pop-Ikone Beyoncé. In vielen utopischen Bewegungen steht die Symbolkraft der Sonne aber auch für eine aufgeklärte und humanere Zivilisation. Die Ausstellung schickt sich an, diese komplexen, teils widersprüchlichen Bedeutungen der Sonne als Symbol zu entziffern.
I’ ll Follow The Sun – Die Sonne als Leuchtkraft
Die Sonne kann mit ihrer überwältigenden Erhabenheit intensive und existenzielle Gefühle in uns auslösen. Dieses Erstaunen ist ein Zustand, der seit der Antike über die Romantik bis zur Postmoderne immer wieder erkundet und hinterfragt wird. Doch beim Staunen allein bleibt es nicht, denn neben ihrer emotionalen Wirkung ist die Leuchtkraft der Sonne auch von ganz praktischer Natur: Mensch und Tier dient sie zum Beispiel zur Verständigung und Orientierung.
Blister In The Sun – Die Sonne als Arznei
Zwischen der Sonne und unserem körperlichen und seelischen Wohlbefinden besteht ein enger Zusammenhang. So kann die Sonne heilen oder Krankheiten vorbeugen. Aber auch hier zeigt sich ihre Widersprüchlichkeit: Denn zu wenig Sonne kann Krankheiten wie Rachitis oder Depressionen auslösen, während ein Zuviel Ursache für Hautkrebs sein kann. Wie also sollen wir uns der Sonne zeigen und wie schützen wir uns vor ihr? Wie beeinflusst das die Architektur, die Mode und das Design?
I Won’t Let The Sun Go Down On Me – Die Sonne als Energiequelle
Von alters her verwandeln Menschen die Sonnenstrahlung mit den unterschiedlichsten Technologien in Energie für ihre Zwecke. Seit der Entdeckung der Atomkraft zu Beginn des 20. Jahrhunderts hat sich dieser Prozess beschleunigt. Von aktuellen Entwicklungen der Fotovoltaik bis hin zur Nutzung solarer Brennstoffe gehört die Solarenergie heute zu den wichtigsten Innovationsquellen. Kann die Sonne künftig zur Lösung der uns heute bedrohenden Energiekrise beitragen?
Shine On You Crazy Diamond – Die Sonne als Stern
Es hat tausende von Jahren gedauert, bis die Menschen verstanden haben, dass die Sonne kein Planet ist, sondern ein Stern, um den sie sich auf ihrer kleinen Erde drehen. Inzwischen wissen die Solarwissenschaften einiges, aber bei Weitem nicht alles über die Sonne: Sie besteht aus der gleichen Materie wie die Erde und beide haben wohl denselben Ursprung.
Im Inneren der Sonne spielen sich gewaltige Aktivitätszyklen ab, die etwa elf Jahre dauern. Ihre kosmischen Magnetfelder beeinflussen unmittelbar unser Klima und Wetter. Aktuell befindet sich die Sonne in der Mitte ihres Lebens und wird nur noch "kurze" fünf Milliarden Jahre brennen. Ist also aus der vielgestaltigen Gottheit tatsächlich ein rein physikalisches Phänomen geworden? Kann uns das präzisere Verständnis der Sonne helfen, unseren Alltag zukunftsfester zu gestalten oder den Klimawandel aufzuhalten? Welche Erkenntnisse dürfen wir von der NASA – Mission erwarten, die im August 2018 zur Sonne gestartet ist.
Rundgang
Pressestimmen
Daten & Fakten
AUSSTELLUNGSTEAM
Kuratorin und Projektleitung: Catherine Nichols
Wissenschaftlich- kuratorische Mitarbeit: Anne-Marie Franz, Inga Nake
Koordination Medienproduktion: Rebekka Rinner
Wissenschaftliche Beratung: Lucie Green, Mullard Space Science Laboratory, University College London; Daniel Müller, European Space Agency | ESA, Scientific Support Office (SCI-S), ESTEC, Noordwijk; John Perlin, Department of Physics, University of California, Santa Barbara; Sami Solanki, Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung, Göttingen; Tania Woloshyn, bis 2016 am Centre for the History of Medicine, University of Warwick
Ausstellungsgestaltung und -planung: raumlaborberlin: Frauke Gerstenberg, Andrea Hofmann mit Miriam Kassens (Projektleitung), Anne Kiefer, Julia Rückeis
Produktionsleitung: Michal Tomaszewski
Ausstellungsfläche
800 qm