Freundschaft bei Kindern und Jugendlichen
Kurztagung in Kooperation mit dem Studienbereich Jugend der Evangelischen Akademie Meißen
Freundinnen und Freunde sind neben der eigenen Familie schon in Kindheit und Jugend daran beteiligt, dass sich Identität und Persönlichkeit entfalten können. Sie wirken in diesem Prozess als Entwicklungshelfer - als Anreger, Spiegel und Korrektiv für die Gedanken, Gefühle und Einstellungen, die wir in unserem Verhältnis zur Welt ausbilden. Durch Freundschaften lernen wir soziale Beziehungen aufzubauen, Solidarität zu geben und zu empfangen und moralische Werte und Normen auszuhandeln.
Die Tagung wird diese wichtigen sozial- und entwicklungspsychologischen Funktionen von Freundschaften im Kindes- und Jugendalter genauer in den Blick nehmen. Das Entstehen von Vertrauen wird dabei ebenso Thema sein wie die Erwartungen, die Jugendliche selbst in Freundschaften setzen. In einer einleitenden Reflexion soll überlegt werden, was Freundschaften lebenslang für den Einzelnen und die Gemeinschaft leisten: Wie belastbar ist das Band der Verbindlichkeiten, das jeder Mensch mit Freundschaften eingeht? Darf Freundschaft auch „nützlich“ sein? Ist unsere Gesellschaft im Begriff, Fürsorgeleistungen in Freundschaftsnetzwerke auszulagern, die andernfalls nur professionelle Pflegekräfte oder enge Familienangehörige erfüllen können?
Inhaltliche Schwerpunkte des Tagungsprogramms sind die unterschiedlichen Einflüsse, die von Freundeskreisen ausgehen können, sowie der Zusammenhang von Medien und Freundschaften: Wie verändert die Zunahme sozialer Online-Beziehungen das Verständnis und das Erleben von Freundschaft? Welchen Einfluss haben Filme und Fernsehserien auf die Ansprüche an und Auffassungen von Freundschaft?
Zum Abschluss der Tagung wird eine interaktive Wissens-Show noch einmal thematisieren, wie die digitale Welt unser Zusammenleben verändert.
Gefördert von der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens und ist eine Veranstaltung im Rahmen der Evangelischen Trägergruppe für gesellschaftspolitische Jugendbildung. Die Tagung wird auch aus Mitteln des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.
Mit freundlicher Unterstützung von ASKI - Arbeitskreis selbstständiger Kulturinstitute e.V.
PROGRAMM
9 Uhr
Begrüßung
9:15 - 9:45 Uhr
Einführung
WAS IST FREUNDSCHAFT?
Eine gemeinsame Reflexion zum Thema unter Anleitung und mit Input durch den Philosophen Dr. Hartmut Traub, Essen
9:50-10:20
EIN FREUND IST EIN MENSCH, DER DICH MAG, OBWOHL ER DICH KENNT. WIE KINDER UND JUGENDLICHE DIES LERNEN
Prof. Dr. Maria von Salisch, Entwicklungspsychologin, Institut für Psychologie, Leuphana Universität Lüneburg
11:15 – 13:15 Uhr
BEDEUTUNG UND EINFLUSS VON PEER-GROUPS
GEFÄHRLICHE FREUNDSCHAFTEN. WIE BEEINFLUSSEN PEER-GROUPS KRIMINELLES ODER ABWEICHENDES VERHALTEN?
Dr. Dirk Baier, Soziologe, Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen e.V., Hannover
STREBER ODER LOSER? WIE BEEINFLUSSEN FREUNDSCHAFTEN DEN BILDUNGSERFOLG IN DER SCHULE
PD Dr. Cathleen Grunert, Erziehungswissenschaftlerin, Institut für Pädagogik, Martin-Luther-Universität Halle/Wittenberg
DÜRFEN ELTERN DIE FREUNDSCHAFTEN IHRER KINDER BEEINFLUSSEN?
Dr. Marion Pothmann, Kinder- und Jugendpsychotherapeutin, Hamburg, Autorin des Buches „Kinder brauchen Freunde“
14:15 – 16:15 Uhr
FREUNDSCHAFT & MEDIEN
FREUNDSCHAFT 2.0! SOZIALE BEZIEHUNGEN JUGENDLICHER IM INTERNETZEITALTER
Prof. Dr. Anja Hartung, Kommunikationswissenschaftlerin, Institut für Publizistik und Kommunikationswissenschaft, Universität Wien
GETEILTE FREUDE ODER NEID UND EIFERSUCHT? WIE DIE PERSÖNLICHKEIT DIE EFFEKTE DER SOCIAL MEDIA NUTZUNG BEEINFLUSST
Prof. Dr. Sonja Utz, Psychologin und Kommunikationswissenschaftlerin, Leibniz Institut für Wissensmedien, Knowledge Media Research Center, Tübingen
„ZIEMLICH BESTE FREUNDE“. YOUTUBE-HELDEN, FILMSTARS UND IHRE BEDEUTUNG IM ALLTAG DER JUGENDLICHEN ZUSCHAUER
Prof. Dr. Claudia Wegener, Medienwissenschaftlerin, Filmuniversität „Konrad Wolf“, Potsdam-Babelsberg
19:30 Uhr
Öffentliche Veranstaltung
DAS DIGITALE WIR. WIE DIE DIGITALE WELT UNSER ZUSAMMENLEBEN VERÄNDERT.
Interaktive Wissens-Show von und mit Tobias Hülswitt (Moderation), Gunther Kreis (Regie) und Dr. Susanne Beetz
Die Digitalisierung verändert unser Zusammenleben und unsere Kommunikation radikal. Soziale Netzwerke und die Interaktion mit smarter Technologie definieren soziale Strukturen neu. Die Verdatung der Welt und unserer selbst öffnet unbegrenzter Überwachung Tür und Tor, verspricht aber zugleich neue Formen der Selbst- und Welterkenntnis. Die Politik muss sich neuen Möglichkeit der Teilhabe stellen, Öffentlichkeit, Privatsphäre und Identität werden durch das Internet neu definiert.
Während der Wissens-Show entscheiden die Zuhörer per Laserpointer-Abstimmung selbst darüber, wie die Diskussion verläuft und wer als nächstes zu Wort kommt: Das Publikum mit seinen Fragen oder die vorbereiteten Film-Einspieler mit Statements der Politikerin Marina Weisband, des Science Fiction-Autors Bruce Sterling, des Netzaktivisten Markus Beckedahl, des Journalisten Dirk von Gehlen und der Soziologin Sabina Misoch – oder aber die beiden Live-Experten, die sich im Saal bereithalten:
Jana Fischer, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Kommunikationswissenschaften, Technische Universität Dresden; sie beschäftigt sich in ihrer Dissertation mit „Freundschaften auf Distanz“ und fragt sich, welchen Einfluss Kommunikationsmedien auf die Qualität der Freundschaft haben.
Prof. Dr. Joachim Scharloth, Professor für Angewandte Linguistik, Technische Universität Dresden; er beschäftigt sich u. a. mit den sprachlichen Mustern, mit denen Menschen in sozialen Netzwerken ihre Persönlichkeit darstellen, aber auch damit, wie Geheimdienste durch Sprachanalysen Terroristen zu finden glauben.
Ein Projekt der Helmholtz Gemeinschaft im Rahmen des Wissenschaftsjahres 2014