500 Jahre Industriekultur in Sachsen
Am Deutschen Hygiene-Museum konstituierte sich der wissenschaftliche Beirat zur 4. Sächsischen Landesausstellung 2020
In diesem Jahr wurde das Deutsche Hygiene-Museum vom Sächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst mit der Planung und Durchführung der 4. Sächsischen Landesausstellung betraut, die 2020 in Zwickau und anderen Städten Südwestsachsens stattfinden wird. Am gestrigen 14. Dezember 2017 fand die konstituierende Sitzung des wissenschaftlichen Beirats statt, dem folgende ausgewiesene Fachleuten aus den Geschichts-, Sozial-, Technik- und Wirtschaftswissenschaften angehören:
Prof. Dr. Helmuth Albrecht, Professor für Technikgeschichte und Industriearchäologie der TU Bergakademie Freiberg
Prof. Dr. Ulrich Borsdorf, Gründungsdirektor des Ruhr Museum Essen
Dr. Claudia Emmert, Direktorin des Zeppelin Museum Friedrichshafen
Prof. Dr. Thomas Hänseroth, Professor für Technik- und Technikwissenschaftsgeschichte an der TU Dresden)
Prof. Dr. Winfried Müller, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Sächsische Geschichte und Volkskunde e.V.
Dr. Karl Borromäus Murr, Direktor des Staatlichen Textil- und Industriemuseum Augsburg
Prof. Dr. Bénédicte Savoy, Leiterin des Fachgebiets Kunstgeschichte der Moderne an der TU Berlin
Prof. Dr. Susanne Schötz, Professorin für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der TU Dresden
Die Mitglieder des Beirats bringen nicht nur ihre einschlägige wissenschaftliche Expertise ein, sondern verfügen auch über langjährige Erfahrungen in der Ausstellungspraxis. Sie stehen dem Kuratoren-Team in der nächsten Projektphase für fachliche Fragen zur Verfügung, die sich bei der inhaltlichen Ausarbeitung der Konzeption der zentralen Leitausstellung der Landesausstellung ergeben, die vom 25. April bis 1. November 2020 in Zwickau im sogenannten Audi-Bau zu sehen sein wird.
Thomas Spring, der Kurator der Ausstellung: "Unsere Beiratsmitglieder stehen für eine wissenschaftliche und museologische Exzellenz, durch die sich gerade auch eine Landesausstellung auszeichnen muss, die sich mit der oft weniger beachteten sächsischen Industriekultur auseinandersetzen wird.“ Nach der Präsentation des Ausstellungskonzepts und einer sich daran anschließenden vertiefenden Diskussion wurde Karl Borromäus Murr zum Vorsitzenden des Beirates gewählt, Susanne Schötz zu seiner Stellvertreterin und Ulrich Borsdorf zu seinem Stellvertreter.
Prof. Klaus Vogel, Direktor des Deutschen Hygiene-Museums, sagte am Rande der konstituierenden Sitzung: „Wir freuen uns, dass der Beirat uns dabei unterstützen wird, den gewaltigen Themenkomplex Industriekultur wissenschaftlich solide zu präsentieren und gleichzeitig für die Besucherinnen und Besucher lebendig erfahrbar zu machen.“
Anders als ihre Vorgängerinnen wird die 4. Sächsische Landesausstellung über eine neuartige, dezentrale Struktur verfügen. Neben der großen Leitausstellung in Zwickau, für die das Deutsche Hygiene-Museum inhaltlich verantwortlich ist, werden an sechs authentischen Schauplätzen der Industriegeschichte Sachsens weitere Sonderausstellungen präsentiert. In Chemnitz sind dies das Industriemuseum und das Eisenbahnmuseum Chemnitz-Hilbersdorf, in Crimmitschau die Tuchfabrik Gebrüder Pfau, in Freiberg die Himmelfahrt Fundgrube, im erzgebirgischen Oelsnitz das Bergbaumuseum und in Zwickau das August Horch Museum.
Mit dieser dezentralen Ausrichtung der Landesausstellung wird die gesamte Region Südwestsachsen in ihrer eindrucksvollen Vielfalt und internationalen Vernetzung als ein Zentrum der europäischen Industrialisierung neu erfahrbar gemacht. Während dieser Modernisierungsschub in anderen Regionen Deutschlands – wie etwa dem Ruhrgebiet – abrupt in der Mitte des 19. Jahrhunderts einsetzt, blickt Sachsen auf eine 500-jährige kontinuierliche Tradition der Industriekultur zurück, die vom Renaissancebergbau und seinem Hüttenwesen über die Textilindustrie bis hin zur modernen Automobilproduktion reicht. In der Leitausstellung, aber auch in den Begleitausstellungen an den authentischen Schauplätzen, soll dieser evolutionäre Weg Sachsens in die industrielle Moderne thematisiert werden, der das Alltagsleben und das Selbstbewusstsein der Menschen bis heute prägt. Ein anderer charakteristischer Aspekt in Sachsen ist die enge Verzahnung von Industrie, Wissenschaft, Bildung und Kultur. Dabei handelt es sich nicht um ein rein museales Erbe der Technik- und Industriegeschichte, sondern auch um ein dynamisches Strukturmoment, das für die gegenwärtige und zukünftige Entwicklung dieses Kulturraumes in der Mitte Europas von entscheidender Bedeutung ist.
Mit der Berufung des wissenschaftlichen Beirates tritt die Planung der 4. Sächsischen Landesausstellung nun in eine neue Phase ein. Anfang 2018 beginnt dann die Suche nach einem Büro für Ausstellungsgestaltung und Szenografie, das auf der Basis des vorliegenden Konzepts gemeinsam mit dem kuratorischen Team attraktive und erlebnisreiche Raumbilder entwickeln soll.
Das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst hatte am 12. Dezember 2017 bereits ein 40-köpfiges Kuratorium berufen, das alle Bereiche der Gesellschaft, Wirtschaft und Politik umfasst. Dieses Gremium, das für eine breite Vernetzung in der Region und im Freistaat Sachsen sorgen soll, wird im Januar 2018 zum ersten Mal tagen.
Kurator
Thomas Spring, Berlin
Kontakt
Telefon Büro Projektteam SLA2020: 0351 / 4846 285
E-Mail: info(at)sla2020.de