Freiheit Eine unvollendete Geschichte

20. Jun 2025 - 31. Mai 2026

Über die Ausstellung

Eine Ausstellung des Deutschen Hygiene-Museums in Kooperation mit dem Europäischen Solidarność-Zentrum in Danzig, dem Nationalmuseum in Breslau und der Nationalgalerie in Prag

 

Schirmfrauschaft

Staatsministerin Claudia Roth, Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien

 

Gefördert durch

Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien

Karin und Uwe Hollweg Stiftung

 

Kuratorisches Team

Dr. Viktoria Krason, Philipp Bürger, Kathrin Haase, Laura Schmidt, Bettina Beer


Ausstellungsgestaltung

Kooperative für Darstellungspolitik, Berlin

Distaff Studio, Berlin


Freiheit heute – Eine umkämpfte Idee

Freiheit ist eine der zentralen Fragen der Gegenwart. Während die Menschen in autoritär regierten Staaten heute um ihre elementaren Freiheitsrechte kämpfen, wird in den Demokratien heftig darüber gestritten, was Freiheit eigentlich ist - und wie sie gelebt werden soll und kann. Waren die Einschränkungen der individuellen Freiheitsrechte während der Corona-Pandemie gerechtfertigt? Darf den Bürger:innen im Namen des Klimaschutzes vorgeschrieben werden, welche Heizungen oder Autos sie nutzen dürfen? Verträgt sich eine freie Gesellschaft mit geschlossenen Grenzen? Geht Eigennutz vor Gemeinwohl – oder verhält es sich gerade umgekehrt?

In diesen Auseinandersetzungen wird der Begriff der „Freiheit“ oft für ganz entgegengesetzte politische Ziele in Anspruch genommen. So werden die scheinbar eindeutigen Forderungen und Symbole historischer Freiheitsbewegungen inzwischen auch von rechtspopulistischen Gruppen benutzt, die sich gleichzeitig radikal gegen eine liberale und sich freiheitlich verstehende Gesellschaft wenden.

Um diese unübersichtliche und aktuelle Konfliktlage besser verstehen zu können, wirft die Ausstellung zunächst einen Blick in die Vergangenheit: Ausgehend von Befreiungsversuchen in den großen Revolutionen seit dem 18. Jahrhundert erzählt sie von der unvollendeten Geschichte der Freiheit. Im Zentrum stehen dabei die Bürgerrechts­bewegungen in Polen, Tschechien und Ostdeutschland in den Jahrzehnten vor und nach 1989. Welche gemeinsamen Ziele verfolgten sie? Worin unterschieden sie sich? Wie wirken ihre Freiheitsideale bis heute nach? Auf diesen Zusammenhang verweisen die polnischen bzw. tschechischen Worte Svoboda und Wolnošć (= Freiheit) im Titel der Ausstellung.

 

Interaktive Stationen

Die Ausstellung lädt das Publikum an verschiedenen Stellen dazu ein, den eigenen Gedanken freien Lauf zu lassen. Wortwörtlich kann man das beispielsweise an einer „Freiheits-Murmelbahn“ ausprobieten, an der man seine Ideen zur Freiheit in einer Kugel losrollen lassen und die Gedanken der andren Besucher:innen einsehen kann. Ein „Freiheits-Barometer“ ermöglicht es zu messen, wie frei man sich selbst fühlt, und wer sich traut und über schauspielerisches Talent verfügt, kann bei einem „Freiheits-Karaoke“ historische Reden von Martin Luther King bis Greta Thunberg selbst vortragen.

 

Historische und aktuelle Vorstellungen von Freiheit im Dialog

Die Idee der Freiheit hat sich in einprägsamen Bildern und Erzählungen niedergeschlagen, die bis heute eine große Faszination und Wirksamkeit ausüben. Historische und zeitgenössische Kunstwerke öffnen in der Ausstellung den Blick für unterschiedliche Vorstellungen von und Erfahrungen mit menschlicher Freiheit. Parallel zur Beschäftigung mit den Bildwelten dieser Zeichen der Freiheit zeigt die Ausstellung in sechs Kapiteln, wie die politischen Bewegungen in Polen, Tschechien und in der DDR ihr Handwerk der Befreiung ausgeübt haben. Im Zentrum stehen die Bürgerrechtsbewegung in der damaligen Tschechoslowakei (ČSSR) um Intellektuelle wie Václav Havel, die Gewerkschaft Solidarność mit ihrer Leitfigur Lech Wałesa in der damaligen Volksrepublik Polen oder die Oppositions- und Dissidentenszene in der DDR.

Mit welchen Strategien und Aktionen ist es diesen Bewegungen gelungen, die autoritär regierenden sozialistischen Systeme in ihren Ländern friedlich abzulösen? In ihrem Denken und Handeln griffen die Dissident:innen auf Vorbilder des 18. und 19. Jahrhunderts zurück und stellten alte Ideen in neue Kontexte. In der ČSSR gewannen sie im Untergrund die Autonomie, aus der heraus sie alternative Zivilgesellschaften schaffen und nach neuen Wegen zur Demokratie suchen konnten. Die Charta 77 forderte die Einhaltung der Menschenrechte ein und markierte den ersten Schritt von öffentlichem Widerspruch zu wachsendem Widerstand. Wie in der ČSSR war es auch in der DDR anfangs vor allem der Mut von Einzelnen, der den Anstoß zur Befreiung gab. In Polen hingegen gelang der Gewerkschaftsbewegung Solidarność schon 1980 ein überparteiliches Bündnis, das große Teile der Bevölkerung hinter sich versammeln konnte. In allen drei Ländern setzten die Oppositionsbewegungen auf kreative Proteste, Gewaltfreiheit und Dialog. Dabei folgten sie einem Verständnis von Freiheit, das über soziale Schichten und Ländergrenzen hinweg sowohl den eigenen Interessen als auch denen anderer dienen sollte.

Die Errungenschaften der Revolutionen des Jahres 1989 wurden an den sogenannten Runden Tischen verhandelt. Sie ermöglichten den friedlichen Übergang zu demokratischen Wahlen, führten aber auch zu Protesten und Enttäuschungen. Der Aufbruch in die Freiheit bot den Menschen in Polen, Tschechien und Ostdeutschland neue Möglichkeiten, stellte sie aber auch vor neue Herausforderungen.

Das abschließende Kapitel der Ausstellung Freiheit und Solidarität stellt die Frage zur Diskussion, was nach drei Jahrzehnten der Liberalisierung aus den Idealen von 1989 geworden ist. Viele der aktuellen Debatten drehen sich darum, wie individuelle Freiheit, die Freiheit der anderen und das Verfolgen gemeinnütziger Ziele in ein Gleichgewicht gebracht werden können. Kann der zentrale Grundsatz der Befreiungsbewegungen Ostmitteleuropas, dass es Freiheit ohne Solidarität nicht geben kann, hier eine Orientierungshilfe für Gegenwart und Zukunft leisten? Welche Wendung nimmt das nächste Kapitel dieser unvollendeten Geschichte?

Begleitprogramm

AUSVERKAUFT
23. Juni, Montag, 19 Uhr

Angela Merkel: Freiheit. Erinnerungen 1954 – 2021

Die ehemalige Bundeskanzlerin liest im Großen Saal des Deutschen Hygiene-Museums aus ihrer Autobiografie Freiheit (Kiepenheuer & Witsch, 2024)

16 Jahre trug Angela Merkel die Regierungsverantwortung für Deutschland, führte das Land durch zahlreiche Krisen und prägte mit ihrem Handeln und ihrer Haltung die deutsche und internationale Politik. In ihren gemeinsam mit ihrer langjährigen politischen Beraterin Beate Baumann verfassten Erinnerungen schaut sie zurück auf ihr Leben in zwei deutschen Staaten – 35 Jahre in der DDR, 35 Jahre im wiedervereinigten Deutschland. Sie erzählt von ihrer Kindheit, Jugend und ihrem Studium in der DDR und dem dramatischen Jahr 1989, in dem die Mauer fiel und ihr politisches Leben begann. Sie lässt uns teilhaben an ihren Gesprächen mit den Mächtigsten der Welt und erhellt anhand bedeutender politischer Wendepunkte anschaulich und präzise, wie Entscheidungen getroffen wurden, die unsere Zeit prägen. Ihr Buch bietet einen einzigartigen Einblick in das Innere der Macht – und ist ein entschiedenes Plädoyer für die Freiheit.

+++ DIE VERANSTALTUNG IST AUSVERKAUFT +++

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26. Juni, Donnerstag, 19 Uhr

Über die Freiheit heute: Das Ende der Illusionen?

In Kooperation dem Mercator Forum Migration und Demokratie (MIDEM) an der TU Dresden

An diesem Abend nehmen wir die unterschiedlichen Freiheitsvorstellungen, -bestrebungen und -erfahrungen in den Blick, die in Tschechien, Polen und (Ost-)Deutschland vor und nach dem Fall des Eisernen Vorhangs vorherrschten. Gemeinsam mit unseren Expert:innen schauen wir auf historische Zäsuren und damalige Akteure: Welche Spuren hinterließen die Niederschlagung des Prager Frühlings und der Solidarność-Bewegung? Was bedeuteten diese Erfahrungen für die Freiheitskonzepte und unterschiedlichen Staatsverständnisse nach 1989. Was unterscheidet diese Prozesse in den ostmitteleuropäischen Staaten von der Transformationsphase im wiedervereinigten Deutschland? Wie stehen diese drei Län-der heute zu Fragen von Sicherheit, Nation und westlicher Demokratie und wie zum Russ-land Putins? Welche Haltung zur Freiheit nehmen sie ein angesichts des lärmenden Rechtspopulismus? 

Mit der tschechischen Autorin Radka Denemarková, dem polnischen Politikwissenschaftler Ireneusz Pavel Karolewski und dem deutschen Schriftsteller Marko Martin; Moderation: Tamina Kutscher, Journalistin, Moderatorin und Osteuropa-Expertin


Weitere Veranstaltungen in Kooperation dem Mercator Forum Migration und Demokratie (MIDEM) an der TU Dresden ab Herbst 2025.
 

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27. Mai, Dienstag, 19 Uhr

Die Nachrichten: »Freiheit«

Eine Show mit Cornelius Pollmer

In der 7. Ausgabe unserer Nachrichtenshow geht es um das Thema der aktuellen Sonderausstellung: Im Anschluss an den einführenden Stand-up-Part unterzieht der Show-Host & Journalist Cornelius Pollmer (DIE ZEIT) gemeinsam mit seinen Gästen die Medienbranche einer kritischen Bestandsaufnahme - diesmal sind das der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer und Tagesthemen-Moderatorin Jessy Wellmer. Wie unfrei macht Spitzenpolitik? Wie frei ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk in seiner Berichterstattung? Und sind beide, Politik und Medien, nicht gefährlich eng miteinander verbunden? Ein Abend also über die Freiheit und andere Baustellen.

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Go Your Own Way

In dieser literarischen Reihe stellen wir individuelle Freiheits-Erzählungen vor, die von weiblichen Emanzipationsprozessen in unterschiedlichen Jahrzehnten handeln. Dabei geht es um den Ausbruch aus gesellschaftlich vorgezeichneten Rollen und um die Momente, die dazu führen.

12. Juni, Donnerstag, 19 Uhr

Jasna Fritzi Bauer & Katharina Zorn: »Else«

Die beiden Autorinnen Jasna Fritzi Bauer (*1989) und Katharina Zorn (*1992) lesen aus ihrem Debütroman Else (Kiepenheuer & Witsch, 2025).

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1. Juli, Dienstag, 19 Uhr

Herta & Patricia Lueger: »Bardame gesucht – Zimmer vorhanden«

Herta Lueger (*1947) und ihre Tochter Patricia Lueger (*1974) lesen aus dem gemeinsam geschriebenen autobiografisch gefärbten Roman (Matthes & Seitz, 2025).

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Weitere Veranstaltungen folgen ab August 2025

 

 

Führungen und Bildungsangebote

Buchbare Führung

für Erwachsenengruppen – auch auf Tschechisch und Polnisch
Anmeldung: service(at)dhmd.de, Tel. 0351 4846-400

Öffentliche Führungen

samstags, 15 Uhr (alle zwei Wochen)

»Sind Sie so frei?«

Übersichtsführung für alle ab 12 Jahren

28. Juni, 27. September, 10. Januar, Samstag, 15 Uhr

Mit anderen Augen

Führung mit Vertreter:innen migrantischer Communitys aus Dresden

8. November 2025, 24. Januar, 7. März 2026, Samstag, 15 Uhr

Kopfüber im freien Fall

Ein Freiheitsausflug mit Madame Klimbim

Clownsführung mit Yaëlle Dorison

13. September, 25. Oktober, 25. April, Samstag, 15 Uhr

»Welche Freiheit ist mir groß genug?«

Führung mit ausgewählten Freiheits-Songs und dem Musikexperten Andreas Große

21. März und 18. April, 15 Uhr

Freiheit für junge Leute

Führung mit Zehntklässler:innen des Gymnasiums Bürgerwiese, die ein Freiheitsprojekt mit Schüler:innen in Tschechien und Polen erarbeitet haben

Exkursion nach Prag

Am 31. Oktober 2025 findet im Rahmen der Deutsch-Tschechischen Kulturtage eine Fahrt nach Prag statt, inkl. Mittagessen, Besuch der Nationalgalerie und eines Theaters.

Inklusive Angebote

Sonntag, 21. September 2025, Sonntag, 22. Februar 2026, 15 Uhr

Führung in Einfacher Sprache

Samstag, 8. November 2025 und 18. April 2026, 15 Uhr

Führung in Deutscher Gebärdensprache

Angebote für Schulen

 Die Bildungsangebote finden Sie ab Juni unter: www.dhmd.de/bildung

Partner

Die Ausstellung wurde in Zusammenarbeit mit dem Europäischen Solidaritätszentrum in Danzig, der Nationalgalerie Prag und dem Nationalmuseum in Breslau erstellt. Wir danken allen unseren Kooperationspartnern für ihr außerordentliches Engagement und ihre Kompetenz. Die Ausstellung wäre ohne die großzügige Leihgabe zahlreicher herausragender Kunstwerke aus den Sammlungen des Nationalmuseums in Breslau und der Nationalgalerie in Prag sowie zahlreicher historischer Objekte aus dem ECS nicht möglich gewesen.

Förderer

Gefördert durch