Geschichte eines verschwundenen Wandbildes
»Lebensfreude« (1956)
Es ist das einzige noch erhaltene Werk im öffentlichen Raum, das die Anfangsjahre des heute weltberühmten Künstlers Gerhard Richter dokumentiert. Mit dem 63 m² messenden Wandbild „Lebensfreude“ hat der damals 24-jährige Richter 1956 sein Studium an der Hochschule für bildende Künste Dresden abgeschlossen. Die Diplomarbeit in einem Treppenhausfoyer des Deutschen Hygiene-Museums zeigt mehrere Stationen im Leben eines jungen Paars in der angedeuteten Szenerie einer sozialistischen Gesellschaft. Einzelne Motive verweisen auf kunsthistorische Vorbilder wie Botticelli, Manet, Matisse oder Picasso.
1979 ist dieses Frühwerk Richters aus denkmalpflegerischen Gründen überstrichen worden, um den ursprünglichen Zustand des Foyers wiederherzustellen. Bis in die frühen 1990er-Jahre war das Bild dann weitgehend in Vergessenheit geraten.
Comeback eines Frühwerks
Mit dem Einverständnis von Gerhard Richter konnte 2024 eine rund 19 m² große zentrale Partie des Wandbildes in einer öffentlichen Schaurestaurierung freigelegt werden, die übrigen Flächen blieben überstrichen. Die jetzige Präsentationsform ermöglicht die kritische Auseinandersetzung mit diesem Frühwerk Richters und den kunst- und zeithistorischen Bedingungen unter denen es entstanden, verschwunden und zurückgekehrt ist. Der rund zwölfmonatige Prozess der Freilegung wurde von dem Fotografen Andreas Rost in einem Langzeitprojekt künstlerisch begleitet.
Das gemeinsame Restaurierungsprojekt des Museums und der Wüstenrot Stiftung fand in Kooperation mit der Hochschule für Bildende Künste Dresden und in Zusammenarbeit mit dem Gerhard Richter Archiv der Staatlichen Kunststammlungen Dresden statt; fachlich wurde das Projekt durch das Landesamt für Denkmalpflege Sachsen betreut. Die begleitenden Vermittlungsmaßnahmen unterstützte die Ernst von Siemens Kunststiftung durch eine Förderung.
Die Begleitpublikation

Zum Projekt ist die Publikation Gerhard Richter Lebensfreude, 1956. Teilfreilegung eines verschwundenen Wandbildes im Deutschen Hygiene-Museum erschienen. Neben Textbeiträgen von Iris Edenheiser, Dietmar Elger, Susann Förster, Jakob Fuchs, Christoph Herm, Martin Hoernes, Albrecht Körber, Kerstin Küster, Philip Kurz, Ivo Mohrmann, Sandra Mühlenberend, Sylvia Wieland und Zeynep enthält das Buch einen Bildessay des Fotografen Andreas Rost, der den gesamten Restaurierungsprozess mit einer Langzeitdokumentation künstlerisch begleitet hat.
Das Buch ist an der Museumkasse erhältlich und kann bestellt werden bei:
https://wuestenrot-stiftung.de/publikationen/
HIER können Sie die digitale Version der Publikation herunterladen.
Die Restaurierungsmaßnahmen
Die Freilegungsarbeiten wurden von den Dresdner Restaurator:innen Albrecht Körber und Susann Förster ausgeführt. Vorausgegangen waren umfangreiche Voruntersuchungen durch den Studiengang Kunsttechnologie, Konservierung und Restaurierung von Kunst- und Kulturgut an der Hochschule für Bildende Künste Dresden. Bei den aufwändigen Restaurierungsmaßnahmen mussten bis zu neun Farbschichten mit unterschiedlichen Verfahren entfernt werden.
Kooperationspartner und Förderer des Projekts
Ein Projekt der Stiftung Deutsches Hygiene-Museum und der Wüstenrot Stiftung in Kooperation mit der Hochschule für Bildende Künste Dresden. Die begleitenden Vermittlungsmaßnahmen unterstützt die Ernst von Siemens Kunststiftung.