Kurator: Thomas Spring
Ausstellungsgestaltung: Holzer Kobler Architekturen GmbH, Zürich/Berlin
Die 4. Sächsische Landesausstellung »Boom. 500 Jahre Industriekultur in Sachsen« fand vom 11. Juli 2020 bis zum 31. Dezember 2020 in verschiedenen Städten Südwestsachsens statt. Neben der Zentralausstellung im Audi-Bau Zwickau waren an sechs weiteren Standorten sogenannte Schauplatzausstellungen zu erleben.
Die Zentralausstellung im Audi-Bau Zwickau schaute zurück auf die Anfänge und Hochphasen der industriellen Entwicklung Sachsens und warf einen Blick in die Zukunft des heutigen Freistaats. Die vom Deutschen Hygiene-Museum kuratierte Ausstellung präsentierte auf 2.500 m² Fläche über 600 Exponate. Kostbare Gemälde und wertvolle Dokumente, einzigartige technische Geräte, Fotografien, Filme und Medieninstallationen entwarfen ein breites kulturhistorisches Panorama der Industrialisierung.
Der Südwesten Sachsens war eines der ersten und wichtigsten Zentren der europäischen Industrialisierung. Anders als etwa im Ruhrgebiet reichen die Anfänge seiner wirtschaftlichen Entwicklung zurück bis zum Bergbau des 16. Jahrhunderts. Kapital und Arbeit, Wissen und Innovation, Technik und Gesellschaft gingen in dieser Region zukunftsweisende Verbindungen ein. Darum beruht das Selbstverständnis Sachsens bis heute auf einem Dreiklang aus kulturellem Reichtum, Naturschönheit und einer breiten industriellen Basis.
In der Industriehalle des Audi-Baus in Zwickau inszenierte die Zentralausstellung einen eindrucksvollen Parcours, der dem Publikum überraschende Zugänge zur faszinierenden Welt einer fünfhundertjährigen Industriekultur bot. Die Ausstellung machte die fundamentalen Veränderungen des Alltagslebens sichtbar, die seit der Mitte des 19. Jahrhunderts durch neue Arbeitsformen an hoch technisierten Maschinen entstanden sind. Eine bis dahin unbekannte Mobilität oder die Allgegenwart der elektrischen Energie spielten eine ebenso große Rolle. Hinzu kamen die umwälzenden sozialen und politischen Bestrebungen, die auf die Herausforderungen des permanenten Wandels antworteten. Dazu gehörten die Entstehung demokratischer Verfassungen und Parteien oder der Frauenbewegung ebenso wie die revolutionären Gegenentwürfe der Kunst, die Verheißungen der Massenkultur oder die Herausbildung einer modernen Körperkultur und des Sports.